Dramabühne Ehe
Vor kurzem erschien eine umfangreiche Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, wie man eine unglückliche Partnerschaft kreiert, sei sie nun heterosexuell, homosexuell oder geheim.
Die erste wissenschaftliche Abhandlung zu diesem Thema hat enzyklopädische Ausmaße und trägt den Titel „Unglücklich werden in Zweierbeziehungen unter besonderer Berücksichtigung von Ehepaaren”.
Der interessierten Öffentlichkeit wird hier eine Zusammenfassung der Möglichkeiten gegeben, die zur Verfügung stehen, um sich eine schreckliche Ehe zu schaffen.
In seinem geschichtlichen Abriss betont der Autor, es liege im Wesen der Ehe, dass bisher immer eine von außen kommende Kraft nötig gewesen sei, um verheiratete Paare dazu zu bringen, zusammenzubleiben. Zuerst schuf die Kirche strenge Gesetze gegen Trennung und Scheidung, später übernahm der Staat die Aufgabe, Scheidungen zu erschweren. Mit der Abdankung der Kirche und der vom Staat gewährten Freiheit kann sich heute jeder, der will, scheiden lassen.
Expandierende Scheidungsraten sind die Folge. Jemand, der sich vornimmt, eine schlechte Ehe zu führen, riskiert im Gegensatz zu früher eine Trennung. Dadurch verändert sich die eheliche Drohung. Der Ehepartner, der drohen kann, den anderen zu verlassen, ist in einer Position der Stärke, da der andere aus Angst vor der Trennung schneller kapituliert. Mit der Erleichterung der Scheidung ist die Drohung, aus der Ehe zu fliehen, riskant geworden. Schätzen Ehegatten nun einen Streit falsch ein und lassen ihn eskalieren, riskieren sie die Trennung und laufen Gefahr, dass die nächste Ehe erfreulich wird.