Planung einer unglückliche Ehe
Unglücklich zu werden erfordert bewusste Bemühung. Und die beginnt schon bei der Planung. Ist der schlechte Start erst einmal geglückt, erweist sich alles andere als überraschend einfach. Man muss an der Ehe arbeiten. Das meinen jedenfalls alle Fachleute.
Es gibt zwei Grundarten, in eine Ehe so zu gehen, damit Konflikte zwingend eintreten: Erstens aus den falschen Absichten heraus zu heiraten und zweitens die kontextuell richtige Person zu wählen. Eine Ehe schlecht anzufangen ist wie die ordentliche Grundsteinlegung eines Hauses: Von Beginn an wird das Drama in die Struktur eingearbeitet.
In eine Ehe zu flüchten, um irgendetwas zu vermeiden, ist der populärste falsche Grund zum Heiraten. Impulsiv wird ein Partner auf Lebenszeit gewählt, um aus einer unbefriedigenden Lage herauszukommen.
Es gibt viele Situationen, denen man entfliehen möchte: Man kann heiraten, um der Armut zu entkommen, um die Schule zu vermeiden, um nicht für den Lebensunterhalt sorgen zu müssen usw. Am häufigsten wird geheiratet, um der Familie zu entfliehen.
Die Freiheit kommt mit der eigenen Wohnung. Man muss nur einen jungen Mann oder eine Frau zum Heiraten und für die Halbierung der Kosten finden. Es wird geschätzt, dass 81 Prozent der jungen Leute unter 21 Jahren heiraten, um dem Elternhaus zu entfliehen. „Endlich frei, endlich frei!”, rufen sie und stürzen in ihre eigenen Behausungen. Von diesem Moment an, so hoffen sie, müssen sie nie mehr putzen, können jede Nacht wegbleiben, und ganz einfach ihre Freiheit genießen.
Wenn der einzige Zweck der Ehe jedoch darin besteht, von der Familie wegzukommen, hat sie selbst unglücklicherweise keinen Sinn.
Hat man erst einmal einen kontextuellen Partner gewählt, kann sich das Paar innerhalb einiger Wochen nicht mehr ausstehen. Es beginnt das Drama darüber, wer putzt und wer wann nach Hause kommt.
Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, müssen die jungen Leute nur noch wenig Mühe aufbringen, um eheliches Drama zu finden. Manche scheinen regelrecht dazu ausersehen, Drama zu genießen.
Manche benutzen eine Schwangerschaft als Grund, ihre Familie zu verlassen und zu heiraten. Kommt ein Baby in die Behausung des jungen Paares, erweitern sich schlagartig die Möglichkeiten auf der Dramabühne! Das Baby kann ein noch schlimmeres Durcheinander verursachen als das Paar allein. Es vermag sie länger wach zu halten als Partys und kann Gefühle unterdrückter Wut fördern.
Nun sind sie hilflos an dieses Wesen gefesselt, für das sie sorgen müssen. Endlose Diskussionen werden entfacht, wer nun was für das Baby tun muss, wer mit dem Sozialamt verhandelt, wenn sie beschuldigt werden, ihr Kind zu misshandeln, und wessen Schuld es war, dass das Baby überhaupt existiert. Lautstarke Diskussionen darüber, wie das große Leben wäre, wenn sie nicht so hereingefallen wären, zeigen den Nachbarn, dass sie ein Paar sind, das es versteht, sich gegenseitig geschickt das Leben schwer zu machen.